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Vereinsgeschichte

»Kastanienhain – 1982 – e.V.« – so heißt offiziell die Kleingartenanlage, die sich nördlich der Karower Pankgrafenstraße dicht ans Pankeufer schmiegt. Ursprünglich nannte sie sich weniger poetisch »Sparte HO – Böttnerstraße«, damit zugleich den Hauptträger, die staatliche DDR-Handelsorganisation, verratend. Im Herbst 1982 hatte sie gemeinsam mit dem Rettungsamt Berlin vom Kreisverband Pankow des Verbandes der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) den Zuschlag für das Areal erhalten. Auf knapp 7,7 Hektar sollten 114 Parzellen und ein Vereinshaus entstehen; Im Frühjahr 1983 wurden die meisten Grundstücke verlost – da lag hinter den künftigen Hobbygärtnern bereits ein riesiges Stück Arbeit, zusätzlich erschwert durch die sprichwörtliche Mangelwirtschaft der DDR.

Denn was die hoffnungsfrohen Nutzer der begehrten Gartenflächen am Rande Karows vorgefunden hatten, waren ehemalige Weideflächen, nahe von ehemaligen Rieselfelder, also belastetes Land. Brunnenbohrungen förderten selbst in 70 Metern Tiefe noch kein Trinkwasser zutage. Dennoch ließ man sich nicht entmutigen und ging mit großem Erfindungsreichtum und nachbarschaftlicher Hilfe ans Werk. Trinkwasser wurde von zu Hause mitgebracht, Strom bei einem Karower Anwohner gegen Bezahlung abgezapft. Der eine kannte einen Verkaufsstellenleiter für Eisenwaren und Baustoffe, ein anderer stand sich gut mit Leuten, die über Traktoren und LKW verfügten, einige Kraftfahrer gehörten der jungen Sparte selbst an, und irgendwer schaffte es gar, für die Beschaffung eines Spezialkabels eine Jugendbrigade des Kabelwerks Oberspree zu einer Sonderschicht zu motivieren.

Dazu waren von jedem neben einem Finanzbetrag 250 Arbeitsstunden für die Gemeinschaft zu leisten; es wurden Gerümpel und Müll beseitigt, Wege gebaut, eine Umzäunung entstand.

Und nach der Parzellierung setzte sich das fort, nun mit doppeltem Elan, denn jetzt ging es um das Eigene. Bungalows wurden bestellt, die Fundamente dafür gegossen, Obstbäume und Beerensträucher besorgt. Nach und nach bekam die Anlage ein Gesicht und, als 1986 die HO-Bezirksdirektion ihre Patenschaft über die Sparte beendete, auch einen neuen, den heutigen Namen, der auf die Reihe großer Kastanienbäume neben dem Eingangstor an der Sandbergstraße zurückgeht.

Langsam wuchsen auch die Bäume, Sträucher und Hecken, die Parzellen präsentierten sich in aller Vielfalt, und wegen der großen Nachfrage wurden sogar einige der ursprünglich für die Gemeinschaftsnutzung gedachten Flächen zu Gärten umgewidmet. So sind es heute 128. Die fleißige Arbeit wurde gewürdigt; im Oktober 1988 erklärte Berlins Oberbürgermeister die Karower Anlage zum »Staatlich anerkannten Erholungsgebiet«.

Das half ihr freilich wenig, als sich ein Jahr später ihre Existenzbedingungen grundlegend zu ändern begannen. Jetzt galt das Bundeskleingartengesetz, nicht mehr die VKSK-Satzung, und selbst der Kontostand halbierte sich. Der Vorstand trat zurück, und seine Nachfolger mussten sich in eine neue Gesetzgebung einarbeiten. Parzellen wurden aufgegeben und neu gepachtet. Nicht jeder konnte die stark erhöhten Kosten für Pacht, Wasser, Abwasser, Müllentsorgung, Strom und Mitgliedsbeitrag aufbringen. Andere mussten sich beruflich verändern oder hat schlicht ganz andere Sorgen als die Gartenarbeit, zumal die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse, früher ein wichtiges Motiv der Hobbygärtner, angesichts des Überangebots in den Supermärkten wegfiel. Wieder andere stürmten die Baumärkte und peppten ihre Gärten mit Accessoires auf, die das Bundeskleingartengesetz nicht vorsah.

Die neuen Vorstandsmitglieder hatten an mehreren Fronten zu kämpfen – juristisch oft gegen die Bodeneigentümer, die mehr Gewinn aus ihrem Besitz schlagen wollten, und mit gelegentlich auch nachdrücklicher Überzeugungsarbeit bei jenen Gartenfreunden, die Zeit brauchten, sich an die neuen Verhältnisse zu gewöhnen. Fast noch mehr Kraft hatte der Vorstand aufzubringen, um notwendige Investitionen zu planen, genehmigen zu lassen und zu realisieren. 1999/2000 wurde die Vereinslaube gebaut, die nach zwei Jahren der Sturm »Kyrill« – ebenso wie zahlreiche Parzellen – schon wieder beschädigte. Später wurde sie mit einem neuen Dach, neuem Fußbodenbelag, Gehwegplatte im Umfeld und – wie auch die Parkplätze – mit Außenleuchten ausgestattet. Ab 2002 verfügt die Anlage über den lange gewünschten Trinkwasseranschluss, bei Bedarf bis in jede Laube. Die Einfahrtstore wurde erneuert und sicherer gemacht, teilweise ein neuer Zaun an der Grenze zum öffentlichen Straßenland errichtet, die Wege befestigt, um Feuerwehr und Abfallentsorgern eine gefahrlose Zufahrt zu gewährleisten.

Die Lage der Anlage nahe des ökologischen Biotops der Panke erfordert, besonderes Augenmerk auf Baumschutz- und Schnittmaßnahmen zu legen, wobei es eine enge Zusammenarbeit mit dem Naturschutzamt gibt und wozu nicht unbeträchtliche Vereinsmittel, zum Beispiel für notwendige Baumfällungen alter und kranker Pappeln, aufgewandt wurden. Die meisten Arbeiten zur Erhaltung und ständigen Verschönerung der Anlage erfolgten jedoch bei den regelmäßigen Arbeitseinsätzen durch Eigenleistungen der Vereinsmitglieder, von denen viele unerwartete handwerkliche und andere Fähigkeiten offenbarten und bereitwillig einsetzten. Ein Gartenfreund als Hobbyimker rundet das positive Bild ab.

Dies kommt auch dem alljährlichen Höhepunkt der Vereinstätigkeit zugute, dem Kinder- und Gartenfest mit Gulaschkanone und Kuchenbuffet, Bierausschank, Disco und Tanz – oft bis in die Nacht hinein, zum 25. Vereinsjubiläum sogar mit einer eigenen Gartenzeitung. Daran ändert auch nicht, dass es in diesen Jahren vor allem aus Altersgründen immer häufiger zum Nutzerwechsel kommt; allein seit 2010 fanden 26 Parzellen neue Pächter. Darunter waren neun junge Familien mit Kleinkindern, die sich in der Karower Anlage wohlfühlen. Dies ist wohl die beste Anerkennung für die fleißige Arbeit und das ständige Engagement der Gartenfreunde, das auch dadurch gewürdigt wurde, dass die KGA »Kastanienhain-1982« im Oktober 2014 und 2017 den Ehrenpreis des Pankower Bezirksbürgermeisters als vorbildlicher Kleingartenverein erhielt.

Am 2. Juli 2022 wurde das 40jährige Vereinsjubiläum mit einem Kinder- und Gartenfest festlich begangen.

Bisherigen Vorsitzenden:

  • Gründung 1982 – Werner Bitterlich
  • 1985 Uwe Kollek
  • 1987 Parkampus
  • 1988 Günter Zimmermann
  • 1989 Dr. Wolfgang Garske
  • 1995 Lutz Lachmann
  • 1999 Alfred Schmitzer
  • 2016 Bernd Bläsig
  • 2018 Ralf Friebe